KARG – Traktat

Ein etwas zweischneidiges Schwert ist "Traktat", hinter welchem sich ja bekannterweise ein Musiker von Harakiri For The Sky austobt, der damit auch ein sehr persönliches Werk erschaffen hat. Mit "Weltenasche" und "Dornenvögel" wurde dabei der Grundstein für den dritten Abschnitt gelegt, beide Alben sind mir jedoch nicht geläufig, weshalb ich auch völlig unbefleckt an die Sache gehen kann. Rein stilistisch kann man "Traktat irgendwo im Shoegaze und Black Metal einordnen, aber auch andere Einflüße sind ausfindbar zu machen. Kommen wir zum ersten Punkt, der Musik. Und die ist wirklich Wahnsinn, denn der Musiker ertränkt den Hörer regelrecht in einer Flut aus Melodie, Melancholie und Vielfältigkeit. Das Resultat ist dabei derart intensiv, dass es im Grunde genommen überhaupt nicht möglich, "Traktat" komplett in einem Durchlauf zu erfassen. Endlose Musikbögen türmen sich auf, verzaubern verwöhnte Ohrkriecher und schweifen in Aufbau und Länge recht ausufernd aus. Kein Wunder also, dass "Traktat" auch mit einer ordentlichen Spieldauer aufschlägt. Bleibt mir dabei ein kleines Fragezeichen, wie man es schafft, eine solch vielschichtige Atmosphäre in einem Album erzeugen zu können. Der folgende Punkt wäre nun der Gesang, und der war gerade bei den ersten Durchläufen einfach nur anstrengend, zumal dieser (im Gegensatz zur Mucke) auch stets auf gleichbleibender Umsetzung fußt. Ich habe das Werk dann ein paar Tage ruhen lassen, und siehe da, man kann sich mit den Vocals aber auch etwas anfreunden. Trotzdem ist wohl dies (der einzige!) Punkt, der es den Hörern eventuell etwas schwer machen könnte.

"Traktat" ist bezaubern und anstrengend zugleich, schafft es anderseits aber ein stilistisch wirklich hervorragendes Erlebniss zu offenbaren. Voraussetzung für das Vordringen in den kompletten Kern ist jedoch etwas Geduld und eine schwer zu stillende Neugier. "Traktat" wird definitiv denjenigen zufriedenstellen, der auch mal an verschiedenen Punkten ansetzt, um Wehmütigkeit, Trauer und Schmerz zu bekämpfen.

Es wird eine ganze Weile brauchen, bis man vorliegende Welt in all seinen Facetten erkundet hat, denn in Sachen komplexer und tiefgründiger Aufbauten, macht man Karg nicht so schnell den Thron streitig. Fazit: Hat man sich auch auf gesanglicher Basis mit "Traktat" arrangiert, so warten viele Stunden feiner Melodien auf ihre Erfassung, wobei ich bewusst auf einen Anspieltipp verzichte und vielmehr auf die Gesamtheit des Werkes verweise.

Artikelbild Copyright: AOP Records

  • 8.5/10
    Gesamtwertung - 8.5/10
8.5/10

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