Der erste Gedanke, den man mit der Schmiede FDA Records in Verbindung bringt, ist natürlich Death Metal. Aber es wurden auch schon stilistische Ausbrüche unter dem Label publiziert, und auch das deutsche Duo Hraun fährt eine etwas andere Schiene. Unter den Eindrücken der isländischen Landschaft haben die beiden Musiker nun "Black Molten Essence" geschaffen, und wer das Ganze mit My Dying Bride und späten Morgul in Verbindung bringt, der liegt damit gar nicht mal so falsch. Hraun starten auf ihrem Album recht schwerfällig, ein Hauch von Wehmut liegt in der Luft, und die melodische Gitarrenführung gibt eine gute Flankierung zum zweistimmigen Gesang ab. Man könnte nun der Meinung sein, der stilistische Weg sei geklärt, doch mit "Rituals" legt man unvermittelt die drückenden Ketten ab und zeigt Biss. Death Metal mit lebendiger Schlagseite beherrscht das Geschehen, dessen Artikulierung der schwarzen Szene nicht fern ist. Für Überraschungen scheint das Duo also scheinbar offen zu sein, denn das folgende "In The Pouring Rain I Lie" geht wieder in die ruhige Schiene über, punktet mit interessant gestalteten cleanen Gesang, aber nur um den Hörer urplötzlich ein weiteres Mal zu überrennen. Ähnlich trügerisch geht man auch bei "Hamarinn" vor, geschützt von vermeintlicher Unruhe, aber mittlerweile ist man bei Hraun auf einiges gefasst.
"Black Molten Essence" ist ein verdammt vielfältiges Werk, welches mit der Zeit immer mehr wächst und eine feine Symbiose aufzeigt, was Melodie und Aufbegehren angeht. Das stilistische Fundament ist in dieser Angelegenheit besonders jenen ans Herz gelegt, die auch mal etwas über den Tellerrand schauen, was Doom und Death Metal betrifft.
Hraun zeigen auf ihrem Erstwerk ordentlich Eier und treten mit ihrer stilistischen Offenheit engstirnigen Gesellen mächtig vor das Knie. Dabei ist es doch auch immer wieder begrüßenswert, wenn junge Bands mittels eigenen Stil frische Impulse setzen können, anstatt sich krampfhaft zu verbiegen, um in einer abgelutschten Kopie zu enden. Lange Rede, kurzer Sinn: FDA Records hat sich mit "Black Molten Essence" einen verdammt hoffnungsvollen Fisch an Land gezogen.
Artikelbild Copyright: FDA Records
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9/10