ROTHFUSS & ZUB & LITTLE – Rick and Morty vs. Dungeons & Dragons

Adult Swim`s schwarzhumorige Zeichentrickserie “Rick And Morty” von Dan Harmon und Justin Roiland gehört aktuell zu den größten Aufsteigern im Bereich der Medienkultur, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass die Serie trotz aller Ausgleisungen und Grenzwertigkeiten immer doch auch das Herz am richtigen Fleck behält. Genau diese Mischung, gepaart mit einer eingängigen Optik, herrlich durchgedrehten Geschichten, unzähligen popkulturellen Anspielungen und den grandiosen Charakteren, machen den gewaltigen Erfolg der Serie aus. In ihren total überdrehten Abenteuern besuchten der wahnsinnige und dauerdichte Wissenschaftler Rick Sanchez und sein absolut bemitleidenswerter Neffe Morty, der ewige Punching-Bag, bereits die unterschiedlichsten Welten, viele von bekannten Geschichten aus modernen Medien inspiriert, andere einfach nur maximal durchgeknallt. ^^ Mit dem Besuch der beiden schrägen Vögel der fantastischen Welten des Rollenspiel-Urgesteins “Dungeons & Dragons“ (welches trotz all der Jahre auf dem Buckel aktuell Rekordzahlen schreibt, was mich als alten RPGler sehr freut) hätte aber wohl kaum jemand gerechnet. Doch die beiden Fantasy und “D&D“ erfahrenen Autoren Patrick Rothfuss und Jim Zub ließen sich von dieser ungewöhnlichen Crossover-Idee nicht abschrecken und ersannen eine herrliche Comic-Geschichte, die ihresgleichen sucht. Habt ihr euren Charakterbogen und den guten, alten W20 parat? Na, dann auf ins Reich der Abenteuer mit “Rick And Morty Vs. Dungeons & Dragons - Kapitel 1“:

Handlung

Eines Tages findet Morty auf dem Weg zur Schule heraus, dass “Dungeons & Dragons“ gerade der absolut letzte Schrei ist und die Jugendlichen seines Alters aktuell kein anderes Thema mehr kennen. Da sich sogar Mädchen von einer guten Runde “D&D“ angesprochen fühlen (looooool was für ein herrlich realistisches Grundszenario ^^), bleibt unserem hormongeplagten Morty natürlich nichts anderes übrig, als sich hier anzuschließen und selbst die Würfel in die Hand zu nehmen. Doch nach einem Besuch im örtlichen Rollenspielfachladen erkennt unser naiver Morty, mit was für einem nerdigen Unwerk, mit unzähligen Nachschlagewerken, Spielregeln, Tabellen und einem für Außenstehende komplett unverständlichen Kosmos, man es beim Einstieg bei “D&D“ zu tun hat und ist kurz davor die Flinte ins Korn zu werfen. Doch da erinnert sich Morty an seinen Gutschein, dem sein dauerbesoffener, gefährlich-genialer, Onkel Rick ihm gegeben hat, und der ihm ausnahmsweise mal gestattet die nächste Abenteuerreise der beiden selbst auszusuchen. Morty konnte ja unmöglich ahnen, dass Rick ein wahres “D&D“-Urgestein ist und die Sache (mal wieder) viel zu ernst nimmt. Was sich hieraus ergibt ist eine (zunächst von vielen Fehlschlägen geprägte) Reise in die fantastischen Welten von “Dungeons & Dragons“, an der nach und nach auch alle anderen Familienmitglieder teilnehmen und viele sagenhafter Abenteuer in gegnererfüllten, mit Schätzen gespickten Verließen erleben...

Gelungenes Crossover…

“Rick and Morty vs. Dungeons & Dragons - Kapitel 1“ zu lesen, war 100%ig so, wie eine Folge der herrlichen Zeichentrickserie anzuschauen, Hut ab vor den Produzenten dieses Comics, denen diese makellose Übersetzung in dieses komplett andere Genre gelang. Ich hörte beim Lesen förmlich die Stimmen der jeweiligen Charaktere die einzelnen Textblasen sprechen und wurde direkt schon beim ersten Panel des Comics vollständig in die Geschichte hineingezogen. Neben dem Skript von Patrick Rothfuss und Jim Zub trug hier auch maßgeblich die absolut perfekte Adaption des Looks der Serie durch Animationskünstler und Comiczeichner Troy Little und des Koloristen Leonardo Ito dazu bei, bei mir das gleiche Feeling, wie beim Anschauen der Zeichentrickserie, auszulösen. Dazu aber mehr im nächsten Abschnitt.

Absolut wahnsinnig ist die unfassbare Zahl an gelungenen, absolut witzigen Insidern und Anspielungen, die sich sowohl auf die Zeichentrickserie “Rick and Morty“, als auch auf “Dungeons & Dragons“ bzw. generell den gesamten popkulturellen Bereich beziehen und die einfach jedes Mal sitzen. Sei es nun z.B. dass man als “D&D“-Spieler unmöglich “uneffektive“ Klassen, wie Barden (Rick würde eher alle Welten vernichten, bevor sein Enkel einen in Strumpfhosen singenden Jongleur spielt 😉) oder Bannzauberer spielen darf, der Zauber “Sprühende Farben“ einfach nur lame ist, und man die 4. Edition von “Dungeons & Dragons“ (interessanterweise gilt das abseits von diesem Comic in der RPG-Kultur auch bei anderen Rollenspielen, wie “Das Schwarze Auge“ und “Shadowrun“, irgendwie stoßen die 4. Editionen der Regelwerke aufgrund ihrer Experimentierfreudigkeit öfter mal auf große Gegenwehr…) am besten komplett totschweigt, von Anspielungen, von denen die meisten nur echte “D&D“-Veteranen verstehen werden, wimmelt es in “Rick and Morty vs. Dungeons & Dragons - Kapitel 1“ zuhauf. Ich meine, hey, sogar der an Großmeister Yoda erinnernde Dungeon Master aus der “D&D“-Zeichentrickserie der frühen 1980er Jahre kommt hier vor und weist Rick in die Schranken, was will das Nostalgie-Nerd-Herz, denn mehr?! 😊 Aber auch wiederkehrende Storyelemente und Figuren aus “Rick and Morty“ (z.B. besuchen Rick und Morty bei einem ihrer zahlreichen Fehlversuche die Welt von “Dungeons & Dragons“ für Morty besser begreiflich zu machen, die aus der Serie bekannte Cyberspielwelt von “Roy - Ein Reiches Leben“, die sie allerdings zuvor nach ihren Bedürfnissen umgestalten) werdet ihr in diesem Comic ohne Ende auffinden. Nicht mal ich als alter Nerd-Kopf konnte wirklich mit allen Anspielungen in diesem Comicband etwas anfangen. ^^

… mit Folgewirkung

Für “Dungeons & Dragons“, das erfreulicher- und für mich auch etwas erstaunlicherweise aktuell erfolgreich wie nie ist, war die Kollaboration mit “Rick and Morty“ vielleicht gar ein folgenschwerer Geniestreich, ermöglicht die Zusammenarbeit doch einen großen Boost an Aufmerksamkeit und neue Zielgruppen. Dabei ist das Vorgehen nicht ganz neu, Wizards of the Coast bzw. Hasbro, die Dachfirmen hinter “D&D“, erreichten hier ähnliches bereits mit der Zusammenarbeit mit Netflix`s Mysteryserie “Stranger Things“, in der das in den 80er Jahren äußerst populäre Pen & Paper Rollenspiel durchaus auch ein wenig den Zeitgeist symbolisierte und neben Werken, wie J.R.R. Tolkiens “Der Herr Der Ringe“ als Beschäftigung der Nerd- und Geek-Kultur galt. Dieser Zusammenschluss brachte auch ein passendes, “Stranger Things“-inspiriertes Starterset für “Dungeons & Dragons“, hervor. Exakt dies geschah nun auch für den Zusammenschluss von “D&D“ mit “Rick and Morty“, was die Fans mit einem eigenen, thematisch passenden Starterkit belohnt.

Das hier noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde, davon gehe ich zumindest an dieser Stelle fest aus und freue mich auch weitere Neuzugänge aus dieser (überraschenderweise) so hervorragend harmonierenden Fusion.

Zeichnungen

Dem erfahrenen, kanadischen Animationskünstler und Comiczeichner Troy Little ist es in “Rick and Morty vs. Dungeons & Dragons - Kapitel 1“ wirklich gelungen die Serie “Rick and Morty“ ohne Kompromisse aufs Papier zu bringen, hier stimmt wirklich absolut alles. Neben der makellosen Adaption der Zeichentrickserie, die auch dank der 100% stimmigen Kolorierung durch Leonard Ito gelungen ist, muss man zudem die Umsetzung von Charakteren, Monstern und Welten von “D&D“ in den Darstellungsstil von “Rick and Morty“ loben, was hier auch einfach hervorragend funktioniert. Die Kolorierung selbst punktet mit sauberen, strahlenden Farben und deutlichem digitalen Ursprung, was das Bild des Serienoriginals perfekt einfängt.

Veröffentlichung

“Rick and Morty vs. Dungeons & Dragons - Kapitel 1“ erscheint beim Panini Verlag als Softcover Comic (Format: Höhe: ca. 25,9 cm; Breite: ca. 16,9 cm). Die 136 Seiten des Werkes weise eine gute Druck- und Papierqualität auf. Der Comicband punktet durch verschiedene geniale Extras, wie der umfangreichen Covergalerie, an der bekannte Comickünstler, wie Mike Vasquez, Josh Perez, Sarah Richard und Alex Cormack beteiligt waren und die an sich schon ein echtes Highlight darstellt. Hier gibt’s es auch einige Cameos, die mit der eigentlichen Comicgeschichte nichts zu tun haben, aber das Fan-Herz zweifellos höherschlagen lassen. Hier möchte ich unbedingt die Darstellung von aus “Rick and Morty“ bekannter Figuren, wie Mr. Kackapopoloch, Mortys Sohn Morty Jr. und Fotographie-Raptor sowie Auftritte verschiedener, absolut mit “D&D“ assoziierter Monster, wie dem vieläugigen Beholder oder dem Eulenbären, lobenswert erwähnen. Neben dieser herrlichen Bilderauswahl gibt es auch die “D&D“-Heldenbriefe von Rick, Morty sowie der gesamten Familie in ihren jeweiligen Rollen, eine Seite mit Konzeptskizzen, sowie ein Interview mit den Ersteller des Comics zur Entstehung des Werkes in “Rick and Morty vs. Dungeons & Dragons - Kapitel 1“ zu entdecken. Und auch die wieder einmal absolut gelungene, informative Einführung von Panini`s Christian Endres und die Kurzbiographien der Macher des Comics, am Ende des Werkes, geben dem Band einen nennenswerten Mehrwert. Was die tollen Extras angeht, hat man hier wirklich keine Mühen gescheut und an das Fan-Herz gedacht.

Die Fortsetzung “Rick And Morty Vs. Dungeons & Dragons - Kapitel 2: Painscape“ ist ebenfalls seit kurzem bei Panini Comics erhältlich.

Fazit

WUBBA LUBBA DUB DUB!!! *Rüüüüüüüüüüüüüülps*

Für weitere Eindrücke zum Comic, dessen Fortsetzung “Rick And Morty Vs. Dungeons & Dragons - Kapitel 2: Painscape“ und die gesamte “Rick und Morty“-Comicumsetzung empfehle ich euch auch dringend:

Panini Comics TV: Steffens kleiner Lesetipp #38