Die Umschreibung 'ethnischer Dark Ambient' und eine optisch ansprechende Aufmachung ließen mich zu einem Blindkauf von "Svietacjam" verleiten. Über das mir absolut unbekannte Projekt Pragnavit ist leider auch nicht wirklich viel in Erfahrung zu bringen, außer dass sich ein gewisser Voist Angiras dahinter verbirgt, der dabei auf dieser Veröffentlichung von zwei Musikern der Band Osimira unterstützt wird. Man beruft sich auf die kulturelle Tradition der spirituellen Abstammung der Vorfahren und klanglich ist das Ganze überaus beeindruckend geworden - irgendwie sehr mystisch und geheimnisvoll. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt dabei die Verwendung traditioneller Toninstrumente. Leider wird auf jene nicht weiter eingegangen, dennoch bin ich mir sicher, dass da unter anderem Instrumente wie Duda (ähnlich wie der Dudelsack) und Skuduchai zum Einsatz kommen. In Verbindung mit sakraler Gesangsumsetzung kann man sich gewiss sein, ein Album wie vorliegendes nicht alle Tage serviert zu bekommen. Der dabei gebotene Dark Ambient ist vorrangig warmer Natur und trägt zweifelsfrei teils spirituellen, tiefgehenden Charakter. Ein unglaublich starkes "Infernal Chant" macht den Anfang und vermag auf Anhieb den Hörer zu fesseln, strotzt geradezu vor Vielfältigkeit und lässt aufgrund des geschickten Spannungsaufbaus den recht langen Opener wie im Fluge vergehen. Auch auffallend ist ein scheinbar starker Bezug zur Natur, sind doch diesbezügliche Elemente im Grunde genommen beständig vorhanden. Ist man beim folgenden "Cry Of Jurata" angelangt, so hat es da fast schon den Anschein, völlig vom besagten Bezug eingenommen zu sein. Alsbald gesellen sich atmosphärische Tastenklänge hinzu und heulende Winde durchstreifen das Klanggut. Ein verträumtes "Raven's Blizzard" lässt dann den aufmerksamen Hörer völlig in sich kehren, verursacht durch eine Welt, welche angereichert ist von erhabener Schönheit und viel Gefühl. Auch "Northdream… Wildhunt" ist in ähnlichen Gewässern angesiedelt, wogegen sich im vorletzten Stück namens "In My Blood" alsbald eine finstere Artikulierung hinzugesellt, ohne die jenes Tondokument auch glatt Platz in einem Werk von Necrophorus gefunden hätte. "Under Petrified Rays Of The Black Sun" beschert dann den Ausklang, ist aber bis auf den stimmigen Abgang doch etwas schwächer als die vorangegangenen Kompositionen ausgefallen.
Pragnavit zu umschreiben ist schwer. Es sei denn, man kann sich eine Verschmelzung von Bands wie Asmorod, Cernunnos Woods und Contemplatron vorstellen. Dann erst ist in etwa zu erahnen, welch außergewöhnliches Material dieser Tonträger birgt. Somit liegt die Messlatte für weitere Veröffentlichungen von Pragnavit verdammt hoch. Ich bin gespannt.
Artikelbild Copyright: Possession Productions
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Gesamtwertung9/10 Amazing