Die scheinbar unendliche Tiefe des Meeres birgt nur Kälte und alles verschlingende Schwärze und gehört damit zu den bislang am wenigsten erkundeten Gebieten unseres Planeten. Und wo sich andere Künstler aus dem Bereich des Ambient mit den Weiten des Alls beschäftigen, da tritt Gdanian mit "Submersion" auf die Bildfläche. Sergey Gdanian ist der Name des Protagonisten, der hier auf Cryo Chamber seinen Einstand gibt und damit die Hörerschaft auf einen Trip in das kühle Nass einlädt. Mit dem Titetrack "Submersion" geht es los, und man merkt, das man irgendwie noch nicht so richtig weis, was einen erwartet. Wie bei einem Erstausflug, so lockt das Ungewisse, die Furcht wird aber alsbald von Neugier verdrängt, und "The Lowest Point" entlohnt mit schöner sphärischer Basis, so als hätte man den ersten Schritt überstanden und stünde nun am nächsten Punkt. Mittlerweile hat das Licht merklich an Kraft verloren, der Lockruf der Tiefe hingegen zugenommen. Kann man "Strange Forms" als gedanklichen Ausdruck verstehen, was den Blickkontakt mit anderem Leben da unten betrifft? Der "Hidden Sector" ist hingegen ein scheinbar elektronischer Abschnitt, weshalb Sergey Gdanian hier auch spacige Elemente aufklingen lässt, die den Abenteurer in das Innere der Station begleiten. "Inside The Station" als kurze Pause? Die Spannung bleibt irgendwie erhalten, denn man hat noch nicht das Ende erreicht, hat aber schon einen guten Schritt hinter sich gelassen. Von irgendwo vernimmt man eine Stimme, die einem Computer entstammen könnte. Vielleicht eine Warnung? Das letzte Zeichen menschlicher Zivilisation? Die Schleuse öffnet sich wieder und es geht abermals hinab, wo mit dem stimmungsvollen "Paradox" etwas Verlockendes ruft, nicht greifbar, aber doch vorhanden. Trügen die Sinne? Man denkt nicht darüber nach, denn (musikalische) Schönheit kann ein durchaus verlockendes Mittel sein, um in den wahren Kern ("The Core") vorzudringen. Die Vorstufe zum Endpunkt wird durch "Signals From The Abyss" gefunden und mittels "Into The Void" wird dann auch endlich das erklärte Ziel erreicht. Schwerelos gilt es sich treiben zu lassen, und noch immer keinen Boden unter den Füßen spürend, so ist es eine Art scheinbare Freiheit, die da auf den Hörer niedergeht. Die Ungewissheit und Angst besiegt, so wächst daraus Stärke und die Gewissheit, den Schritt ins Unbekannte zu wagen.
Man kann "Submersion" interpretieren, wie man will. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man sich auch darauf einlassen kann. Zu Beginn war ich diesbezüglich etwas skeptisch, aber "Submersion" hat zweifelsfrei einen recht eigenen Reiz. Wer es schafft, sich tief in diese Welt sinken zu lassen, der wird hier ohne Frage seine völlige Befriedigung finden. Gdanian ist ein Name, den es sich zu merken gilt, denn was uns der Musiker auf den auf 400 Einheiten limitierten Silberling zu erzählen hat, ist eine wirklich interessante Geschichte.
Artikelbild Copyright: Cryo Chamber
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Gesamtwertung8/10 Very good