Chernobylite [Playstation 4]

Schwierigkeit: Einfach - Schwer; New Game Plus: Nein; Spielzeit: 20-25 Stunden; Getestetes System: Playstation 4; Spielerzahl: 1

Info: Wir haben Version 1.08 von “Chernobylite“ getestet, in der bereits einige Bugs, wie z.B. der kritische Speicherbug beseitigt wurden.

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986 zählt zu den tragischsten Ereignissen des vergangenen Jahrhunderts, wobei deren schreckliche Folgen selbst bis heute nicht vollkommen zu Tage getreten sind. Das Survival-Horror Game “Chernobylite“ greift diese Thematik auf und versetzt den Spieler in Form des Wissenschaftlers Igor Khymynyuk an den Ort des grausigen Geschehens, welcher von den Entwicklern des polnischen Studios The Farm 51, mittels 3D Scan des originalen Areals, äußerst authentisch nachgebaut wurde. Auch Zuschauer der preisgekrönten HBO-Erfolgsserie “Chernobyl“ (2019) werden sich sogleich mit Schrecken an die Orte der furchtbaren Ereignisse, wie der Steuerungszentrale im Kraftwerk selbst, oder an die benachbarte Stadt Prypjat, wo ein Großteil des im Atomkraftwerk arbeitenden Personals gelebt hat, zurückerinnern.

Im fiktiven “Chernobylite“, welches wir für die Sony Playstation 4 testeten, entstand beim Reaktorunglück als Nebenprodukt das hochradioaktive, titelgebende Element Chernobylite, welches dank seines immensen Energiepotentials sogar Zeitreisen ermöglicht. Unser Protagonist Igor Khymynyuk versucht nun mit Hilfe dieses mysteriösen Stoffes seine bei der Katastrophe im Jahre 1986 verschwundene Geliebte Tatyana Amelieva zurückzuholen und wird dabei nicht nur mit den Soldaten von NAR, die den ehemaligen Reaktor und dessen Umfeld kontrollieren, konfrontiert, sondern bekommt es in Folge umfassender Zeitmanipulationen auch mit weitaus größeren Schrecken zu tun:

“Chernobylite“ von The Farm 51 versetzt euch an den Schauplatz der Reaktorkatastrohe von Tschernobyl, die beinahe halb Europa unbewohnbar gemacht hätte...

Setting

In der Rolle des Wissenschaftlers Igor Khymynyuk beginnt ihr die Suche nach eurer vermissten Geliebten Tatyana an den Ruinen des Reaktors von Tschernobyl, wo ihr zusammen mit eurem anwachsenden Team aus Spezialisten Ressourcen sammelt, Hinweise sucht und Entscheidungen trefft, die es euch final ermöglichen, den Reaktor selbst zu stürmen, der von den Truppen der NAR in Besitz gehalten wird, die selbst in irgendeiner Form mit dem Verschwinden von Tatyana in Bezug stehen. Euer ausbau- und selbst einrichtbarer Bunker, in dem ihr auch den Bedürfnissen eurer Mitstreiter (Luftqualität, Wohlfühlatmosphäre, Strahlungsschutz) Sorge tragen müsst, dient euch dabei als Basis für eure zahlreichen Ausflüge in die Umgebung des Reaktors und die größtenteils verlassene Stadt Prypjat. Die einzelnen Missionen dienen dem Storyprogress oder auch zum Sammeln von Ressourcen und sind nach Schwierigkeitsstufen unterteilt. Auch eure Begleiter könnt ihr hier auf Materialsuche schicken, wobei man unbedingt darauf achten sollte, dass diese den anstehenden Schwierigkeiten auch gewachsen sind, wobei ihr eure insgesamt 5 Mitstreiter, die ihr bis auf den euch von Anfang an begleitenden Soldaten Olivier im Laufe des Spieles rekrutieren könnt, mit neuer Ausrüstung stetig verbessert. Die Begleiter dienen euch zudem als Lehrmeister, um eure Fertigkeiten (Schleichen, Waffenhandling, Rohstoffe sammeln etc.) zu verbessern. Hierfür benötigt ihr wiederum durch Stufenanstieg gesammelte Fertigkeitspunkte.

Neben irdischen Gefahren, vor allem in Form der Soldaten von NAR, treten im Spielverlauf vermehrt auch übernatürliche, durch den Einfluss des mysteriösen Chernobylite entstandene, Bedrohungen auf, die wie unheilvolle Schatten der Vergangenheit aus der Zeit der Reaktorkatastrophe wirken. Und um gleich beim Thema Zeit zu bleiben: Die durch das Chernobylite ermöglichte Zeitreise und deren Auswirkungen bilden ein zentrales Element in der Geschichte und den Spielelementen von “Chernobylite“. Im Spielverlauf, zum Beispiel bei der Begegnung verschiedener Charaktere im Spiel, könnt ihr immer wieder Entscheidungen treffen, die den weiteren Spielverlauf beeinflussen. Um allerdings wirklich alle Hinweise sammeln zu können und alle Weichen in die richtige Richtung zu stellen, um eurer Ziel zu erreichen, ist es nötig an bestimmten Stellen diese Entscheidungen zu revidieren bzw. den Ausgang aller Entscheidungszweige zu erleben. Hierzu ist es Igor Khymynyuk möglich “Räume zwischen den Zeiten“ aufzusuchen und dort in den Missionen gesammelt Chernobylite-Splitter zur Manipulation der Zeit einzusetzen und bereits erlebte Schlüsselszenarien zu wiederholen, nur eben mit anderem Ausgang. Doch scheint ein mysteriöses Wesen nicht unbedingt begeistert von eurem schicksalsträchtigem Tun zu sein, sucht euch immer wieder auf und trachtet nach eurem Leben…

Euer Weg führt euch unter anderem durch verfallene Gebäudekomplexe der Geisterstadt Prypjat, die teilweise bereits von der Natur zurückerobert wurden und nun von schießwütigen Militärs und namenlosen Schrecken, entstanden in Folge der nuklearen Katastrophe, besetzt sind.

Gameplay

“Chernobylite“ ist in spielersicher Hinsicht in erster Linie ein Stealth-Shooter, bei dem ihr in den einzelnen Missionsarealen vorsichtig Ressourcen sammelt, Gegner ausschaltet und Missionsziele absolviert. Allerdings sorgen oftmals geschickt eingesetzte Horror-Elemente, wie Flashbacks in die Zeit der Reaktorkatastrophe 1986 und davor, für das richtige Grusel-Feeling. Doch auch wenn die Areale sehr authentisch designt wurden und die Atmosphäre weitestgehend stimmt - schließlich erinnert “Chernobylite“ hier sehr stark an die “Metro“- und “Fallout“-Reihen oder das direkte Vorbild “Stalker“ - zerstören technische Schwächen, wie Stabilitätsabfälle, Ruckler und die Gegner KI doch immer wieder auch die Immersion. Und auch, dass die wenigen Missionsgebiete immer wieder aufgesucht werden müssen, ohne, dass sich hier groß etwas ändert, sorgt nicht gerade für Jubelschreie. Das solls dann aber auch schon mit den wirklich negativen Punkten gewesen sein, denn unterm Strich hatte ich durchaus Spaß mit “Chernobylite“, das mit seinem Setting und der gelungenen Atmosphäre, die meiner Meinung nach stark durch die russische Sprachausgabe an Intensität und Authentizität gewinnt, durchaus auch Stärken beweist.

Zur Orientierung in den Missionsgebieten dient euch ein hochtechnologischer Scanner, mit dem ihr gezielt nach unterschiedlichen Ressourcen (Heilpflanzen, Technik etc.) Ausschau halten könnt. Es gilt zudem immer wieder auch den Blick nach Munition für eure Waffen (Pistole, Sturmgewehr, Schrotflinte) offen zu halten. Craftingstellen, wie Lagerfeuer und Werkbänke, lassen sich zum Teil auch im freien Feld errichten und ermöglichen es euch mit Hilfe der begrenzen Ressourcen hilfreiche Items (z.B. Heilitems (Lebensenergie, Verstrahlung, psychische Stabilität)) zu basteln, die euch zum Teil auch andere Strategien (Fallen und Minen) ermöglichen. Ein eingebauter Geigerzähler warnt euch zudem vor tödlicher Strahlung. Neben euren körperlichen Bedürfnissen solltet ihr unbedingt auch eure geistige Stabilität im Auge behalten, die bei körperlichem Schaden im Kampf und bei Horror-Begegnungen sinkt. Ein kräftiger Schluck Wodka leistet hier aber kräftig Abhilfe. 😊 Verschiedene versperrte Eingänge in den Arealen locken zudem mit besonders tollem Loot, hier benötigt ihr allerdings auch erst entsprechende Ausrüstung (Dietriche etc.), um euch den Weg freizuräumen.

Nach Missionsende, zurück im Bunker, gilt es dann den Loot der erfolgreichen Beschaffungsgänge (auch eurer Kameraden, dies allerdings nur, wenn diese auch erfolgreich sind) gleich wieder in den Bunker und der Verbesserung der Ausrüstung (z.B. Rüstungen und Waffenupgrades) zu investieren. Zudem müssen wertvolle, ebenfalls in den Missionen zu findende Rationen (die sich bei manchen NPCs sogar eintauschen lassen, diese verlangen im Gegenzug allerdings auch wertvolle Gegenstände) auf euch und das Team aufgeteilt werden, was sich auf die körperliche und geistige Gesundheit der einzelnen Mitglieder auswirkt. Diese sollten ebenfalls unbedingt im Blick behalten werden, da eure Leute sonst schnell ihren Dienst quittieren und ihr somit schnell auf euch alleine in der gefahrvollen Suche nach Tatyana gestellt seid.

In der Missionsauswahl schickt ihr Igor Khymynyuk und seine Mitstreiter ins Gefecht.

Grafik und Sound

Auf den ersten Blick überrascht “Chernobylite“ mit sehr guter Grafikqualität in der Unreal 4 Engine, die auch die eingescannten Orte in und um den Reaktor von Tschernobyl mit umfassen, und versetzt den Spieler regelrecht an die Originalschauplätze. Allerdings macht die Performance dem Spielenden (und ich meine darin auch eine unsaubere Konsolenportierung zu erkennen) einen Strich durch die Rechnung und zerreißt das Spielerlebnis gleich mehrfach. Das ist schade, denn durch zahlreiche Effekte, wie Flashbacks und eingeblendete Filmsequenzen mit echten Schauspielern, gewinnt das Spiel sehr an Authentizität und Stimmigkeit, die den Spieler direkt in die schauerlichen Ereignisse der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl versetzen. Hierzu trägt auch die absolut gelungene Soundkulisse bei, die neben stimmigen Soundeffekten und einem tollen Soundtrack auch eine absolut gelungene Sprachausgabe beinhaltet, die vor allem im Russischen ein echtes Atmosphäre-Plus bietet. Besonders die oftmals sehr schrulligen Charaktere, denen man im Spielverlauf begegnet, von denen manche auch euer eigenes Team bereichern, werden hier nachhaltig zum Leben erweckt und bleiben dem Spieler im Gedächtnis.

DLC Roadmap

“Chernobylite“ wird auch noch eine ganze Weile nach dem Launch mit Inhalten gefüttert, die Entwickler von The Farm 51 veröffentlichten hierzu eine ganze Roadmap, die neue Inhalte bis Ende 2022 vorsieht. Hier wird es neben neuen Missionen, Monster, Waffen auch neue Spielmodi geben. Die Inhalte werden zum Teil kostenlos angeboten, für andere müsst ihr allerdings ein paar Rubel locker machen. Eine richtige Next-gen Version ist ebenfalls geplant.

Veröffentlichung

“Chernobylite“ ist für die Sony Playstation 4 und Playstation 5, die Nintendo Switch, den PC und die Xbox Series X sowie die Xbox One erhältlich. Neben einer Downloadfassung ist auch eine Retail-Handelsversion (Playstation 4) erhältlich.

Fazit

Atmosphärischer Horror-Survival-Stealth-Shooter-RGP mit authentischem Setting und vereinzelten Grusel-Einlagen. Leider trüben mangelnde Abwechslung und technische Defizite den ansonsten guten Spieleindruck, der vor allem Fans von Games, wie “Metro“, “Fallout“ und “Stalker“ anspricht. Wer in diesem Bereich nach Frischfutter mit mittlerer Spielzeit sucht und über technische Schwächen hinwegsehen kann, darf bei “Chernobylite“ durchaus mal mehr als einen Blick riskieren!

Chernobylite - Official Console Launch Trailer

Positiv:

- authentischer Schauplatz

- gelungene Atmosphäre

- Sound

Negativ:

- Gegner-KI

- technische Schwächen

- in Kämpfen zu langsame Reaktionsmöglichkeiten

Verlag/ Label: The Farm 51
Veröffentlichung: 28.09.2021
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Webseite: https://chernobylgame.com
Webseite 2: https://www.facebook.com/ChernobyliteGame/
Webseite 3: Amazon
Copyright Artikelbild: AIG and The Farm 51
Copyright andere Bilder: AIG and The Farm 51

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    75/100 Very good

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