“In Sound Mind“ – was übersetzt etwa so viel, wie “bei klarem Verstand“ bedeutet – ist zugleich auch der neue Horror-Titel der Indie-Entwickler von We Create Stuff und beleuchtet den Schrecken verschiedener Geisteskrankheiten auf immersive und phantastische Weise. Da dieses Thema gerade in den letzten Jahren, vor allem im Indie-Game-Bereich, mit einigen interessanten Titeln (z.B. “The Town Of Light“ oder “Layers Of Fear“) überraschen konnte, bin ich natürlich sehr gespannt, wie We Create Stuff, die mit “Nightmare House 2“ bereits gute Horror-Erfahrung sammeln konnten, sich hier diesem sensiblen Bereich nähern. Und – so viel – kann ich schon mal verraten: “In Sound Mind“ überrascht wirklich mit guten Ideen und einer selten auf stimmigeren Weise gesehenen Umsetzung verschiedener psychischer Krankheiten. Doch ob das Game auch in den anderen Punkten zu überzeugen weiß, das erfahrt ihr hier im Test zu “In Sound Mind“ für die Sony Playstation 5:
Setting
Als Psychotherapeut Desmond Wales erwacht ihr vollkommen unvermittelt in einem fremden Gebäude. Schnell merkt ihr, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht und neben gruseligen Gestalten in den Schatten auch ein mysteriöser Anrufer Böses mit euch im Sinn hat. Etwas klarer wird die Angelegenheit allerdings, als ihr in dem fremden Hochhaus euer eigenes Büro wiederfindet und eure Katze Tonja, die überraschenderweise in der Lage ist zu sprechen, euch darüber aufklärt, dass dieser mysteriöse Zustand etwas mit einer Reihe von Patientenfällen aus eurer Vergangenheit zu tun hat. Und auch wenn diese auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, scheint sie doch alle ein schreckliches Geheimnis zu vereinen. Eure Aufgabe ist es nun in dem mit Geheimnissen angefüllten Haus, das jenseits der Gesetze von Zeit und Raum zu existieren scheint, Zugänge zu den Alptraumwelten eurer ehemaligen Patienten zu finden, diese zu betreten und deren finsterste Hintergründe aufzudecken…
Desmond bekommt es im Spielverlauf mit verschiedenen grauenhaften Alptraum-Versionen seiner ehemaligen Patienten zu tun...
Gameplay und Leveldesign
In “In Sound Mind“ bewegt ihr euch in Gestalt des Psychotherapeuten Desmond Wales in Ego-Perspektive durch Welten, in denen Realität und Wahnsinn aufeinanderprallen und ein verstörendes Gemisch bilden. Ihr erkundet die meist sehr weitläufigen Levels/Gebiete, weicht Feinden aus (es existieren auch einfache Stealth-Mechaniken), sammelt Schlüsselgegenstände und Ressourcen (Heilitems, Munition) und löst schlussendlich den Fall eines eurer ehemaligen Patienten, was sich final auch in einem von mehreren großen Boss-Kämpfen äußert. Leider macht “In Sound Mind“ es euch aufgrund der Technik in den Kämpfen nicht immer ganz einfach und leichtes Tearing sowie die langsamen Bewegungen eures Charakters machen euch hier etwas zu schaffen. Wirklich kritisch sehe ich die Kämpfe damit aber nicht, vielmehr passt es zum Setting, dass ihr euch als Psychotherapeut nicht unbedingt als Rambo erweisen sollt, lieber mehr in den Schatten bleibt und auch mal das Heil in der Flucht sucht.
Die einzelnen Gebiete und das Hochhaus, das nicht nur als weiteres Level, sondern auch als zentraler Basiskomplex dient, von dem ihr alle Areale des Spiels aufsuchen könnt, sind abwechslungsreich designt (und passen jeweils zum Szenario des jeweiligen Patienten und seiner psychischen Störung) und strotzen vor kleinen und großen Rätseln, die ihr mit den verschiedene Gegenständen des Spiels und den daraus resultierenden Spielmechaniken löst. Während euch beispielsweise die Gasmaske erlaubt bestimmte Areale unbeschadet zu durchqueren, werden Gegenstände, wie eine einfache Spiegelscherbe gleich auf mehrfache Weise intelligent eingesetzt und erlauben es euch sich nicht nur einem bestimmten Gegner, den man nicht von vorne betrachten sollte, zu nähern, sondern auch Kabelverläufe in Wänden zu erkennen. Im Spielverlauf sammelt ihr so ein ordentliches Arsenal an Methoden, um die gut einbauten Rätsel, die sich oft auch nicht als solche offenbaren, sondern geschickt in den Spielverlauf eingeflochten wurden, zu lösen. So wurde “In Sound Mind“ für mich persönlich zu einem in dieser Hinsicht sehr angenehm fordernden Videospiel, das wirklich positiv aus der Masse heraussticht.
Die Levels sind sehr stimmungsvoll und unheimlich gesignt und werden von Teils gigantischem, grauenhaften Gezücht heimgesucht, dem ihr kaum entkommen könnt....
Grafik und Sound
Ein etwas diffuser Grafikstil, in dem so mache Farbgebung sehr unnatürlich wirkt, bildet die passende Kulisse für “In Sound Mind“. Graphisch beeindruckt das Spiel der Entwickler von We Create Stuff jetzt die Hardcore Grafikhure nicht unbedingt, stimmig ist der Look des Games aber allemal.
Die Band “The Living Tombstone“ liefert den gelungenen Soundtrack für “In Sound Mind“ und das merkt man auch, dass hier eine geübte Soundmaschinerie dahintersteckt, denn neben atmosphärischen Melodien werden dem Spieler hier auch wirklich ein paar stimmungsgebende Songs geboten, die maßgeblich zur Untersetzung der Grusel-Stimmung beitragen. Ansonsten gibt es hier auch noch gelungene Soundeffekte und passend eingesetzte Synchronsprecher (lediglich englische Sprachausgabe verfügbar) zu loben.
Einzige Unterstützung in diesem wahrgewordenen Alptraum ist eure Katze Tonya, die ihr selbstverständlich auch streicheln könnt. 🙂
Bugs
Leider wird“In Sound Mind“ von so einigen Bugs heimgesucht, von denen insbesondere die Spielabstürze auslösenden absolut kritisch anzusehen sind. Es gibt tatsächlich eine Stelle im Spiel, direkt in einem Bosskampf, der geradezu von Abstürzen heimgesucht wird, was mich als Tester schon wirklich Nerven gekostet hat. Ich kann nur hoffen, dass das Team von We Create Stuff hier ordentlich nachpatcht, so dass wir hier bald ein möglichst Störungsfreies Spielerlebnis vorfinden können - das Spiel hätte es zweifellos verdient. Aufgrund der Bugs muss ich auch leider 2 wichtige Prozentpunkte abziehen, wobei ich sehr gerne, wenn diese kritischen Bugs beseitigt werden (wovon ich stark ausgehe) die vollen 80% in der Spielwertung vergebe.
Veröffentlichung
“In Sound Mind“ ist für die Sony Playstation 5, den PC sowie für die Xbox Series X erhältlich. Eine Nintendo Switch-Version folgt 2022. Retail Handelsversionen sind zudem als “Deluxe Edition“ erschienen und enthalten als Extras ein Digital Artbook sowie den Digital Soundtrack der Band “The Living Tombstone“.
Fazit
“In Sound Mind“ war für mich insbesondere aufgrund des Settings, in dem verschiedene psychische Krankheiten authentisch in Horror-Form aufbereitet werden, sowie dem daraus folgenden Kontakt zu meiner persönlichen Berufsspezialisierung eine echte Überraschung. Aber nicht nur in dieser Hinsicht, auch rein spielerisch überzeugt der Titel von We Create Stuff mit intelligent eingeflochtenen Entdeckungs- und Rätselsparts, stimmiger Grusel-Atmosphäre und gut inszenierten Hauptfiguren. Und wenn nun auch noch die störenden Bugs entfernt werden, steht einer Empfehlung als Top-Titel auch nichts mehr im Wege!
In Sound Mind - Launch Trailer | PS5
Positiv:
- Story und Setting
- gut geschriebene Charaktere
- anspruchsvolle Rätsel
- Soundtrack
Negativ:
- technische Schwächen
- Abstürze
Verlag/ Label: We Create Stuff
Veröffentlichung: 28.09.2021
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Webseite: https://wecreatestuff.com
Webseite 2: https://www.facebook.com/insoundmind
Webseite 3: Amazon
Copyright Artikelbild: We Create Stuff, Totes Magotes LTD
Copyright andere Bilder: We Create Stuff, Totes Magotes LTD
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Wertung78/100 Very good